Kälber und ihre Milchversorgung

Wir lieben sie alle – die zuckersüßen Milchschnuten der Kälber.

Aber wie viel Liter Milch trinken Kälber eigentlich? Wie bekommen die Kälber ihre Mich? Und wie lange bekommen sie diese? All das unterscheidet sich grundlegend je nach Haltungsform und Nutzungsziel.  

Die Milchversorgung von Kälbern in der Natur und mutterkuhhaltung

Wenn ein Kalb bei seiner Mutter aufwachsen darf, kriegt es seine Milch natürlich vom Euter. Das ist in der Natur der Fall, aber auch in der Mutterkuhhaltung. Die Kühe in der Mutterkuhhaltung werden nicht gemolken, da sie nur zur Fleischproduktion gehalten werden.

Wie ist nun das Trinkverhalten der Kälber in der Mutterkuhhaltung?

In den ersten zwei Wochen trinkt das Kalb 6-8 mal pro Tag am Euter der Mutter. Ab der dritten Woche nehmen die Trinkintervalle auf etwa 4-5 mal pro Tag ab. Allerdings verlängert sich die jeweilige Saugdauer ein wenig. Das heißt einmal Trinken kann dann etwa 10 Minuten dauern. Pro Saugakt nimmt das Kalb etwa 1-2 Liter Milch auf. Am Tag sind das also 8-16 Liter.

Nebenher fängt das Kalb an Raufutter und Wasser aufzunehmen, sofern es zur Verfügung steht. In der Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung ist allerdings vorgeschrieben, dass ab dem 8. Lebenstag Raufutter zur Verfügung stehen muss, damit sich das Vormagensystem (Pansen, Haube, Blättermagen) entwickeln kann. Außerdem muss nach 14 Tagen auch Wasser den Kälbern zur freien Verfügung bereitstehen.

Die Raufutteraufnahme nimmt dann immer weiter zu, bis sie schließlich komplett überwiegt. Im Alter von 8 -12 Monaten, werden die Kälber schließlich durch die Mutter abgesetzt.

Die Milchversorgung von Kälbern in Milchviehbetrieben

Sehr viele Kälber kommen allerdings auf Milchviehbetrieben zur Welt. In diesem Abschnitt geht es um die Milchversorgung von Kälbern aus Milchviehbetrieben für die Kälberaufzucht. Das sind die Kälber, die später Milchkühe werden, oder in die Bullen-, Färsen- oder Ochsenmast kommen.

Auf Milchviehbetrieben ist es üblich die Kälber wenige Stunden nach der Geburt von ihren Müttern zu trennen. Die Biestmilch können sie entweder noch bei ihrer Mutter am Euter trinken, oder sie bekommen sie schon im Fläschchen. Das kann dann die abgemolkene Biestmilch der Mutter sein, aber auch eingefrorene gekaufte-, sowie von anderen hofeigenen Kühen die eingefrorene Biestmilch sein. Das handhaben die Betriebe ganz individuell.

Bei der späteren Versorgung gibt es dann verschiedene Tränkeverfahren. Zum Beispiel die Eimer-, Trogtränke oder die Milchversorgung mittels Tränkeautomat.

Grob lassen sich aber vor allem zwei Verfahren unterscheiden:

  • Rationierte Tränke: Die Kälber bekommen die Milch rationiert in 2 oder manchmal auch 3 Portionen am Tag. Die insgesamte Milchmenge pro Tag entspricht zwischen 6 und 12 Litern pro Tag (Je nach Alter und Betrieb).
  • Ad libitum Tränke: hier steht den Kälbern leicht angesäuerte Milch den ganzen Tag zur freien Aufnahme zur Verfügung. Sie können dabei in den ersten drei Wochen so viel Milch wie und wann sie wollen, aufnehmen. Nach der vierten Woche wird rationiert und die Milchmenge langsam reduziert.

Nach 10 – 12 Wochen werden die Kälber dann schon abgesetzt. Man muss also durch frühe Bereitstellung von Raufutter eine zügige Entwicklung des Vormagensystems und somit auch die Entwicklung zum Wiederkäuer fördern.

Getränkt wird Vollmilch, die aufgrund des geringen Anteiles von Eisen und anderen Spurenelementen mit einem Vollmilchaufwerter gemischt werden kann. Ansonsten wird auch oft ein Milchaustauscher (MAT) anstelle von Vollmilch eingesetzt.

Die Milchversorgung von Kälbern in der Kälbermast

Es gibt neben den Kälbern, die auf Milchviehbetrieben zur Welt kommen und dann in die Aufzucht kommen auch diejenigen, die in die Kälbermast kommen. Dabei handelt es sich vor allem um die männlichen Milchviehkälber.

Zur Kälbermast werden Kälber ab ihrem 14. Lebenstag verkauft und dann im Alter von 6 – 8 Monaten geschlachtet.

Hier gibt es in der Milchversorgung ein paar Besonderheiten. Während nämlich in der Aufzucht das Kalb durch die Fütterung möglichst schnell zum Wiederkäuer werden soll, möchte man in der Kälbermast schnell hohe Zunahmen erzielen und die Entwicklung zum Wiederkäuer hemmen. Denn in der Kälbermast vorwiegend Milch gefüttert und nur nach den gesetzlichen Vorschriften Raufutter gegeben.

Raufutter wie Gras, Heu, Stroh oder Hülsenfrüchte enthalten viel Eisen. Und Eisen würde das Fleisch der Kälber wiederrum rot färben. Allerdings wird vom Konsumenten möglichst helles Kalbsfleisch gewünscht. Die Folge von einer schlechten Eisenversorgung sind Blutarmut und eine geschwächte Immunabwehr.

Die sogenannte Weißmast oder Milchmast ist nicht unumstritten, da eine schlechte Eisenversorgung durchaus schwerwiegende Folgen für die Gesundheit darstellt (z.B. Blutarmut und eine geschwächte Immunabwehr). Zwar wird in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung die Eisenzufuhr und auch die Raufutterbereitstellung geregelt. Oft wird das allerdings als nicht auszureichend angesehen. Um den tatsächlichen Gesundheitszustand der Kälber in der Kälbermast zu beurteilen, gibt es allerdings zu wenig Zahlen.

Was wohl unumstritten kritisiert werden kann ist jedoch, dass die Mastkälber nur maximal 3 % ihrer eigentlichen Lebenserwartung erreichen werden bevor sie für ein Wiener Schnitzel getötet werden.

Es gibt neben der Weißmast teilweise auch die Rosémast. Die sogenannten „Rosékälber“ werden nach ca. 10 Wochen von der Milch abgesetzt und dann vor allem mit energiereichem Kraftfutter und Maissilage gemästet. Das Fleisch ist dann entsprechend dunkler und daher auch schlechter bezahlt. Allerdings ist die Mast an sich günstiger, da weniger Milch benötigt wird.

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